Samstag, Januar 26, 2013

Kerngedanken

Joachim S. Müller
Im Umfeld des Wahlkampfes kommt es hin und wieder dazu, dass wir gefragt oder gebeten werden, doch einem bestimmten (Neben-) Thema im Wahlkampf einige Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist gar nicht nötig, ein konkretes Thema zu nennen, ich möchte auch kein bestimmtes angreifen. Aber: Ich sehe diese alle als nicht so wichtig an, und empfehle, sie eben nicht zum Inhalt eines Wahlkampfes zu erheben.

Warum? Weil es etwa unwichtig wäre oder wir kein Verständnis für die Betroffenen hätten? Keineswegs! Obwohl diese Detailthemen durchaus wichtig sind, halte ich die Kernthemen für wichtiger.

Wir wollen weniger die Symptome bekämpfen, sondern an das ran, was wir für einen Teil der Ursachen verschiedener Probleme halten. Das gewünschte Thema wird mit Sicherheit nicht unbearbeitet bleiben von anderen Parteien. Die dann Regierenden können sich ja ruhig weiter mit der Symptombekämpfung der von ihnen mitverursachten Probleme beschäftigen. Wir Piraten präsentieren währenddessen aus der Opposition der Öffentlichkeit eine Perspektive, wie es ganz anders laufen kann.

Es geht viel mehr um den nächsten Schritt in der Befreiung von der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Selbstverschuldet, weil Deutschland zu lange schon nur zwischen Rot (-Grün) und Schwarz (-Gelb) und vereinzelt Großer Koalition hin und hertänzelt, und jedesmal in der jeweils anderen Verarschung die Erlösung herbeisehnt. Unmündig, weil sich das Volk Information vorenthalten lässt. Oder jedes Mal für bereits bezahlte Information nochmals zur Kasse gebeten wird.
So wollen wir beispielsweise aufzeigen, wie verständlich aufbereitete und frei zugreifbare Informationen und transparente Prozesse die Entscheidungen von Politikern nachvollziehbar machen kann, und jene bloßstellt, wo es nicht nachvollziehbar ist, oder einfach wie der Fisch vom Kopf her stinkt. Dadurch wird unter anderem Korruption erheblich erschwert und in Folge dessen gemindert, so meine Erwartung.

Die Bildung ist ein weiteres Kernthema. Aber eben nicht in ausgebreitet epischer Tiefe, sondern in großen weiten Visionen. Weg von dem auf Abprüfbarkeit von auswendig gelerntem Wissen optimierten Lehrprozess, der Menschen zu funktionierenden Befehlsempfängern erziehen soll, hin zu einem individuellen Prozess der Förderung eigenständiger Fähigkeiten des Wissenserwerbs und der Wissensverarbeitung bei Erhalt der jedem Menschen mitgegebenen Neugier. Dass zur Umsetzung Detailthemen ausgearbeitet werden müssen, bezweifle ich nicht. Sie sollten aber nicht dazu führen, das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Für beides brauchen wir offene Informationsstrukturen, ohne Regulierungswut oder gar Kontrollinstanzen, die den Menschen vorgeben wollen, was sie denken dürfen. Dafür brauchen wir offenen Zugang zum Wissen der Menschheit, ohne Einschränkungen aus Gier durch ein falsch konzipiertes Urheberrecht, Patentrecht, Markenrecht, …

Nachhaltigkeit und Teilhabe stecken von ganz alleine in allen diesen Themen drin, ist die Konsequenz, wenn Menschen so gefördert werden.

Zuletzt kommt dann noch die Analyse von Umsetzungsmöglichkeiten eines Bedingungslosen Grundeinkommens hinzu. Dies ist ein Prozess, der in den Menschen durch Hoffnung auf ein verbessertes System Kreativität freisetzen kann, und weit über Mindestlohn oder Tarifabschlüsse hinausgeht, in dem diese obsolet werden.

Ich finde es - am Rande bemerkt - traurig, wenn sich auf die Kandidatur Bewerbende sich nur ratlos schulterzuckend anblicken, auf die Frage, ob sie sich ein anderes Konzept als nur die Rückverteilung von Oben nach Unten vorstellen können, was gegen die stärker aufgehende Schere zwischen Arm und Reich wirken könnte. Aus den Kernthemen, in dem Fall Grundgesetz und Menschenrechte zu verfechten, lässt sich hier ohne tief ins Detail zu gehen einiges ableiten. Eigentum muss verpflichten. Nicht nur zur Abgabe.

Um eine Änderung herbeizuführen braucht man sowohl einen Zustand, von dem man weg will, als auch ein vereinendes übergeordnetes Fernziel als auch den ersten Schritt. Es geht nicht um irgendeine Vision von einer besseren Welt, es geht um unsere gemeinsame Sicht, das Ziel, das Piraten verfolgen. Das muss klar und erkennbar bleiben, auch wenn man die ersten Schritte konkret mit den Altparteien macht und machen muss. Wir brauchen diese ersten Schritte. Sie sind aber nicht das Ziel. Und der Weg ist nicht mein Ziel.

Deshalb: Themen in Köpfen. Kernthemen. Radikal. Möglicherweise weltverändernd.


Dieser Beitrag wurde auf der Webseite der Piratenpartei Hessen unter Piratengedanken veröffentlicht.

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Sonntag, Januar 20, 2013

Allianzgottesdienst 2013

Allianzgottesdienst Darmstadt 2013 by Joachim S. Müller
Am Sonntag, dem 20.01.2013 fand der jährliche gemeinsame Gottesdienst der Evangelischen Allianz Darmstadt statt. Diesmal wieder bei der Evangelischen Marienschwesternschaft, wir können uns leider nicht jedes Jahr das Darmstadtium leisten. Durch das kleinere Gebäude werden zwei Gottesdienste nacheinander nötig, mit jeweils nur der Hälfte der gesamten Teilnehmer.
Sind wir so kein Thema für die Presse, oder finde ich nur nichts?
Es ging um eine wichtige Botschaft des Evangeliums, etwas, was Jesus Christus selbst predigte und vorlebte: Den Armen, Schwachen, den Ausgestoßenen beizustehen und auf Ungerechtigkeit und Ausnutzung von Menschen hinzuweisen. Letztlich ein großer Aspekt der Menschenrechte. Konkret ging es gegen Menschenhandel und heutige Sklaverei, wie es auch schon in der Demonstration am Samstag auf dem Luisenplatz thematisiert wurde.
Gaby Wentland by Joachim S. Müller
Dazu kam Gaby Wentland, Vorstandsvorsitzende des von ihr gegründeten Vereins Mission Freedom, die daran arbeiten, Opfern des Menschenhandels eine neue Perspektive für ihr Leben zu geben und praktische Hilfe für einen Neustart in ihre Zukunft zu leisten.
Sie erzählte davon, wie sie in Kontakt mit verschleppten Menschen kam, die hier in Deutschland zur Prostitution gezwungen wurden, und das erst nicht glauben konnte, dass es das in diesem Ausmaß hier gibt. Sie rief dazu auf, einem Hilfesuchenden Glauben zu schenken, und die Polizei oder notfalls einen Pastor zu anzurufen, wenn man in eine solche Situation kommt, angesprochen zu werden. Menschen in Not erwarten Hilfe von Christen, die ihre Berufung an dieser Stelle ausfüllen sollen.

Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher by Joachim S. Müller
Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit predigte dann zu diesem Thema. Er rief dazu auf, sich mit dem Thema Menschenhandel und Zwangsarbeit zu beschäftigen, wissenschaftliche Arbeiten dazu zu schreiben, und eben auf praktisch zu helfen.
Er zeigte auf, dass Jesus sich um genau solche Menschen kümmerte, und dafür die Kritik der Machthaber auf sich zog und die Konsequenz, den Tod am Kreuz auf sich nahm, worin noch so viel mehr steckt.
Als Beispiel aus der Geschichte führte er den englischen Politiker William Wilberforce an, der um die Zeit des Übergangs vom 18. ins 19. Jahrhundert ein Anführer im Kampf gegen Sklavenhandel war. Dieser befürwortete die Rückbesinnung der Christen auf die Werte des Evangeliums, was ihnen das zunächst als Schimpfwort benutzte "Evangelikal" einbrachte. Er lies sich von seiner eigentlich nur als "verrückt" zu bezeichnenden Vision, die Sklaverei zu beenden nicht abbringen, auch nicht von den ihm entgegenstehenden mächtigen Sklavenhändlern und damit verflochtenen Machthabern, die durch die Abschaffung der Sklaverei den Untergang der damaligen Wirtschaft befürchteten. Wilberforce nutzte dazu schon früh das Mittel der Petition mit Unterschriften aus dem Volk. Die erfolgreichste hatte zum Zeitpunkt, als er sie dem Parlament vorlegte, über 800'000 Unterschriften.
Wir heutigen Christen sollen uns bewusst sein, welch weltverändernde Kraft im Evangelium steckt.

Ich hoffe, alle diese Aufrufe lassen mehr Christen in Darmstadt und Umgebung aufwachen, und sich des Auftrag besinnen, den Jesus uns vorlebte.
Zum Abschluss erinnerte Dieter Kalder, Vorsitzender der Evangelischen Allianz Darmstadt, daran, dass wir letztlich auch durch so etwas profanes wie unser Einkaufsverhalten mitbestimmen, welche Arbeitsbedingungen wir auf der Welt akzeptieren.

Hier meine Fotos davon.

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Samstag, Januar 19, 2013

Aufstellungsversammlung Direktkandidaten Darmstadt / Darmstadt-Dieburg

DSC_5818 by Joachim S. Müller
Am Samstag, dem 19.01.2013 wählte der Kreisverband der Piratenpartei Darmstadt / Darmstadt-Dieburg und die zu den jeweiligen Wahlkreisen gehörenden angrenzenden KVs ihre Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013 und die nächste Landtagswahl in Hessen.


Björn Semrau by Joachim S. Müller
Direktkandidat für die Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis 186 (Darmstadt): Björn Semrau


Michael Breukel by Joachim S. Müller
Direktkandidat für die Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis 187 (Odenwald): Michael Breukel.


Gerhard Collmann by Joachim S. Müller
Direktkandidat für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 49 (Darmstadt I): Gerhard Collmann.


Ersatzkandidat für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 49 (Darmstadt I): Markus Drenger.


Norbert Rücker by Joachim S. Müller
Direktkandidat für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 51 (Darmstadt-Dieburg I): Norbert Rücker.


Ersatzkandidat für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 51 (Darmstadt-Dieburg I): : Thorsten George.


Felicitas Stummer by Joachim S. Müller
Direktkandidatin für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 52 (Darmstadt-Dieburg II): Felicitas Stummer.


Ersatzkandidatin: für die Landtagswahl 2013 im Wahlkreis 52 (Darmstadt-Dieburg II): Isabelle Sattig

Die Aufstellungsversammung für den Wahlkreis 50 (Darmstadt II) konnte aufgrund von nicht genügend wahlberechtigten Piraten aus den entsprechenden Gebieten nicht durchgeführt werden und fand daher bisher nicht statt.

Kann mir mal jemand sagen, weshalb ich die Gelegenheit nicht genutzt habe, den aktuellen Vorstand zusammen zu fotografieren? Ich war zum ersten mal seit ihrer Wahl gleichzeitig mit ihnen allen im gleichen Raum. m(

Wenigstens diese Fotos von der #AVKV3D

Abends hatten wir noch eine "Weihnachts"-Feier, bei der ich die Gelegenheit nutze meinen kurzen Vortrag zu Social Leadership zu halten, was nach meinem Eindruck sehr gut ankam. Danke für's zuhören.

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Sonntag, Januar 13, 2013

Umfrage zu erwarteten Eigenschaften von sich auf die Landeslisten für BT und LT Bewerbenden

In der Facebook Gruppe Hessen Piraten habe ich eine Umfrage gestartet, über die von Piraten erwarteten Eigenschaften von sich auf die hessischen Landeslisten für Bundes- und Landtag Bewerbenden:
https://www.facebook.com/groups/115398618613971/permalink/144988472321652/
Damit mehr Leute daran teilnehmen können, habe ich alternative Anträge mit je einer Eigenschaft in Hessens Abstimmungswerkzeug Liquid Feedack (LQFB) eingetragen:
https://lqfb.piratenpartei-hessen.de/issue/show/113.html
Aber LQFB scheint in Hessen ja tatsächlich mausetot zu sein. Auch ein interessantes Ergebnis. Das taugt dann also in Hessen weder für die Landtags- noch Bundestagskandidaten zum Kontakthalten mit der Basis. (Das ist eine der stark gewünschten Eigenschaften.)

In FaceBook sieht es im Moment bei 22 Teilnehmern so aus:

Emotionale Intelligenz: für Kommunikation, Zusammenarbeit, Motivation*
#################### 91%
Gute Vernetzung mit der Basis (Social Media / Mailinglisten / Stammtische)
################# 77%
Alternative Lösungen gegeneinander abwägen können
############### 68%
Frei Reden können
########### 50%
Kreative Intelligenz: für Kunst, Forschung, Technologie, Innovation*
######## 36%
Humor
####### 32%
Vitale Intelligenz des Handelns: für Führung, Durchsetzungsvermögen*
###### 27%
Intelligenz des Verstands: für Methoden, Planung, Controlling, Verwaltung*
##### 23%
"Sinn für Sinn", Intuition, Anforderungen der Welt von morgen verstehen*
#### 18%
Kenntnis der Satzung
# 5%
Arbeit statt internem Wahlkampf
# 5%
Intelligenz der Sinnlichkeit & Attraktion: für Marketing, Werbung, Verkauf*
0%
Arroganz
0%

Die mit * kekennzeichneten Eigenschaften entstammen dem Buch von Gunter Dueck: Professionelle Intelligenz: Worauf es morgen ankommt.

Hierbei geht es selbstredend nicht um ein Profil, wie der Prototyp eines idealen Abgeordneten der Piratenpartei Hessen aussehen sollte. Es geht um ein paar grundlegende Eigenschaften, Fähigkeiten. Und zwar welche, die man nicht durch eine noch so gute Kandidatenbefragung oder ein "Kandidatengrillen" herausbekommen kann. Eher nur dann, wenn man die Leute lange kennt und am besten noch mit ihnen schon gearbeitet hat.
Es wird keineswegs gefördert, dass nachher nur gleichartige Menschen auf die Landeslisten kommen. Man sollte den Einfluss einer solchen Umfrage nicht überschätzen. Mit diesen Eigenschaften bleibt noch viel Platz, auf welche Art dies erreicht wird, was für ein Persönlichkeitstyp die Leute sind.
Aber ich will auf keinen Fall jemanden als Kandidaten haben, der nicht teamfähig ist, der nicht mit den Piraten vernetzt ist und der unfähig ist, Alternativen durchzudenken. Will ich gar nicht haben.

Es stellt sich noch die Frage der Wahl des Werkzeugs für diese Umfrage.
Ja, Facebook ist aus guten Gründen nicht sonderlich beliebt bei vielen Piraten. Aber es kann zumindest jeder Teilnehmen, dem das wichtig ist, und wenn er dafür schnell ein pseudonymes Konto zusammenklickt. Dafür muss er nicht mal auf die Bestätigung von irgend einer Verwaltungsebene der Partei warten. Klar ist es dadurch beliebig beeinflussbar, aber bitte, um was geht es denn hier? Demzufolge ist die Umfrage weder repräsentativ noch irgend was.
Es ergibt sich daraus dennoch mehr Aussagekraft als meine Gedanken für mich alleine. Dadurch, dass es eben nicht repräsentativ ist vermeide ich auch eine zu starke normative Auswirkung der Ergebnisse. Ich will nicht, dass die Bewerber so tun, als wären sie so, wie die Basis es wünscht.
(Vielleicht fehlt die überstrapazierte 'Authentizität' noch als Eigenschaft?)

Liquid Feedback ist prinzipbedingt nicht für eine solche Art der Umfrage geeignet. Erstens sind Delegationen für diesen Zweck reichlich kontraproduktiv und zweitens geht so eine Liste von Dingen, die man approval-mäßig gegeneinander bewerten will nur durch die Funktion der Alternativanträge, die eigentlich nicht dafür gedacht sind. LQFB ist schlicht nicht für diese Art von Umfragen designed worden.
Aber LQFB ist nicht das Maß, unser Wunsch nach bestimmten Abstimmungsarten ist das Maß. Ein Tool muss sich dem beugen und liefern oder aussterben.
Dieses Beispiel zeigt mehr als deutlich, dass das hessische LQFB bereits tot ist: Mittlerweile über zwanzig Teilnehmer in FB gegen vier in LQFB.

In LimeSurvey ist dann kein Self-Service möglich, wenn ich es an alle Piraten richten will. Dies geht über den Vorstand der Piraten, dem alle e-Mailadressen vorliegen, und der somit jedem Piraten einen Token für eine einmalige Abstimmung geben kann. Erstens dauert mir sowas dann zu lange, zweitens sehe ich hier keinen ausreichenden Grund, anderen Arbeit zu generieren. Gerade jetzt, wo alle Aktiven überlastet sind und wir mit dem Notwendigen kaum hinterher kommen.

Es gibt ja aber noch ein paar Metaebenen:
Wobei es zu der dritten der drei Eigenschaften, die über die zwei-drittel-Mehrheit kamen schon eine Art Fangfrage gibt, um es indirekt herauszubekommen. Naja, sich zumindest statistisch dem zu nähern. Die Frage lautet: "Rauchst du?".
Bild der Wissenschaft: Wie Raucher Aktien kaufen - Entscheidungsprozesse laufen bei Rauchern anders ab als bei Nichtrauchern
:-)

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