Mittwoch, August 24, 2011

Zoo Frankfurt

panthera tigris sumatrae by Joachim S. Müller
Habe mir mal wieder einen Wochentag freigenommen und am Mittwoch den Frankfurter Zoo besucht, da die beiden Tigerkinder Taru und Asim jetzt raus dürfen. Davon habe ich zwar nicht ganz so viele und gute Bilder gemacht, wie erhofft, aber es war trotzdem gut.
Im Nachttierhaus wurde gerade für eine neue Staffel von Giraffe, Erdännchen & Co. aufgenommen, und so konnte ich auch mal bei eingeschaltetem Licht Aufnahmen von dem Jungtier der Fingertiere machen.

Abends kam das große Gewitter dann auch nach Frankfurt, allerdings nur schwache Ausläufer. Aber dunkel wurde es, dass ich selbst draußen kaum noch fotografieren konnte. Als es dann (endlich) regnete, gings praktisch gar nicht mehr.

Weitere Fotos habe ich an mein diesjähriges Zoo Frankfurt Set angefügt.

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Montag, August 15, 2011

Street Photography

Ladies under Fusilier’s Arch by Joachim S. Müller
Tagesanzeiger.ch: Illegal und faszinierend

Ein sehr interessanter Artikel aus der Schweiz, der auf die Hintergründe der Problematik bei Straßenfotografie eingeht.
Schade ist, dass hier in keinem Wort darauf eingegangen wird, was es mit der Rechtslage dahinter auf sich hat, obwohl das Wort "illegal" schon im Titel verwendet wird. Schon gar nicht auf die Unterschiede in diesem Recht in verschiedenen Ländern, obwohl diese als Fotolocations genannt werden. Ich erwarte von einem Journalisten naheliegenderweise keine Rechtsberatung, aber zumindest einen kleinen Hinweis über relevante Hintergründe.
(Ich gehe hier selbstverständlich nicht rechtsberatend hauptsächlich auf das deutsche Recht ein, da ich hier wohne und mich damit am meisten befasst habe.)

In der Schweiz ist das "Recht am eigenen Bild" etwas anders als in Deutschland verankert, aber wie überall ist so ein Recht verschiedentlich eingebettet (Personen als Beiwerk, auf Veranstaltungen, ...), anderen entgegengestellt (Meinungsfreiheit, Freiheit von Kunst) und es gilt abzuwägen, was in einem Fall Vorang hat. Dazu kommt, dass dieses Persönlichkeitsrecht - zumindest da, wo ich es kenne - immer nur ein Recht der konkret betroffenen Person (resp. ihrer Vormünder) ist, und niemals etwas, das ein Dritter einklagen könnte. Daher sehe ich den Gebrauch des Wortes "illegal" hier als falsch und eher tendenziös an.

Ich habe mich schon viel damit beschäftigt, wie es nun mit diesem Umstand ist, moralisch wie juristisch. Es ist nicht immer einfach zu entscheiden. Bloß weil man etwas ggf. mit juristischer Finesse durchkämpfen könnte, heißt es ja nicht, dass man sich deshalb jedermann zum Feind machen will. Achtung, diesen Satz meine ich in beide Richtungen, sowohl für Fotografen als auch für den Abgebildeten!

Traurig finde ich die von mir immer häufiger beobachtete Tendenz, dass Leute einem das Fotografieren verbieten wollen, einfach nur weil sie der Meinung sind, dass sie es könnten. Und ja sonst nie jemandem etwas wirksam verbieten können. Letzteres ist natürlich eine Unterstellung von mir. Von entgegenstehenden und abzuwägenden Rechten wollen solche Menschen dann nichts wissen. Selbst wenn sie auf einer überfüllten Straße nur ein kaum erkennbarer von vielen sind. Sie hätten ja das "Recht am Bild". Ich hörte schon Leute, die daraus den abwegigen Anspruch interpretierten, sie dürften dieses Bild exklusiv erhalten, und damit nach ihrem Belieben verfahren oder hätten gar generell und immer einen sofort zu erfüllenden Löschanspruch. Interessanterweise sind das dann häufig die Leute (man sieht es z.B. deutlich in den Kommentaren zu obigem Artikel), die nicht vor illegalen Handlungen zurückschrecken, von Gewaltandrohungen (ja, das ist schon illegal!) bis hin zu tatsächlicher Gewalt und Sachbeschädigung. Diese Lynchjustiz wird nicht plötzlich legitim, bloß weil ein anderer (bis zur gerichtlichen Feststellung mutmaßlich) ihr Persönlichkeitsrecht verletzt hat. Die völlig verfehlte und verdrehte Unverhältnismäßigkeit dieses Irrsinns scheint einigen nicht mal mehr aufzufallen. Zum Glück sind nicht alle, die nicht fotografiert werden wollen, solche hirnlosen Aggros. Aber solche sind ja sowieso in jedem Kontext ein Problem, wenn sie meinen, in einem Rechtsstaat einfach mal wieder das Faustrecht einführen zu müssen. Zieh' dir den Schuh nicht an, wenn du nicht so jemand bist.

Ja, es gibt eindeutige Fälle, bei denen ein Bild nicht okay ist, und dabei muss ich nicht mal auf das Eindringen in Privatsphären eingehen, von dem ich logischerweise beim Thema Street Photography nicht rede. Aber das stellen andere schon genug dar, und wem das nicht reicht, kann das in seinem Blog (oder so) gerne verbreiten.

Was ich als ein weiteres Problem sehe, ist die Entwicklung, die ich auch bei anderen Themen beobachte: Es wird immer mehr mit der Juristerei herumgemacht. "Früher"™ reichte das freundliche Nicken oder schlicht das konkludente Verhalten des menschlichen Sujets vollkommen aus (siehe z.B. mein hier gezeigtes Foto der Damen in Dublin), um von einer (z.B. im deutschen KunstUrhG §22 genannten) Einwilligung des Abgebildeten auszugehen. Heute sichern sich - verständlicherweise aufgrund der ganzen Juristerei - die Fotoagenturen aber ab, in dem sie persönlich und am besten noch von weiteren Zeugen unterschriebene Model Releases verlangen, bevor sie ein Bild annehmen. Dieses Verhalten spiegelt sich aber mehr und mehr auf das normale Leben ab, und als kleiner Blogger, der irgendwo im Internet private Fotos veröffentlicht von Leuten, die deutlich konkludent handelten, lebt dennoch ständig in der Gefahr, dass die es sich anders überlegen und klagen. Ohne unterschriebenes Model Release sieht's dann echt übel aus. Und mal Hand auf's Herz: Wer von euch würde einem wildfremden Fotografen z.B. so etwas auf der Straße unterschreiben?
Und gerade bei einigen Fällen von Personen der Zeitgeschichte erschreckt es mich, wenn die Geld - im Sinne von viel - dafür einsetzen, etwas juristisch durchzusetzen, was gerade bei diesen nicht der Fall sein sollte, aber "der kleine Mann" kann so etwas nicht durchstehen.
Und dann die Rechtfertigungsthesen, dass dies so sein müsse, da man ja heute nun mal so lebe und das der Rechtsweg ja jedem offen stünde. Da stehen mir die Haare zu Berge, bei so viel Naivität.

Ich wünsche mir, das für private oder semi-private Fotos konkludentes Verhalten einfach wieder verläßlich solches sein darf, und wir uns nicht von Anwälten und Judikative das private Leben in unserem Rechtsstaat vorrangig bestimmen lassen, bloß weil uns dann die trügerische Rechtssicherheit zublinzelt.
Ich wünsche mir auch von der Masse der Leute mehr Bereitschaft, auf Fotos zu erscheinen, von deren Veröffentlichung man keinen realistischen Nachteil zu erwarten hat.

Ich rede hier nicht von Stalking, ich rede hier nicht von Verleumdung, ich rede hier nicht von tatsächlich gefährdeten Personen.
Und mal im Ernst: Wer Anlass zur Meinung hat, real gefährdet zu sein, der täte gut daran, wenn er sich schon in der Öffentlichkeit zeigt, nicht auch noch aufzufallen, in dem er Fotografen anpöbelt, die er wahrnimmt. Dann werden die Fotografen, die er nicht wahrnimmt nämlich erst Recht aufmerksam auf ihn. Nein, das rechtfertigt nicht gedankenloses Drauflosfotografieren. Und schon gar nicht provokatives.
Aber moralisch verrwerflich finde ich es, wenn jemand eine in Wahrheit nicht existente Gefährdung vorgibt, nur um dem ihn nervenden Fotografen eins auszuwischen oder gar um ein erfolgreiches Projekt zu torpedieren.
Tatsächliche Gefährdung ist real. Ich weiß wovon ich rede. Wer diese vorlügt, tritt auf solchen Leuten herum. Unterste Schublade. Und bei uns in Deutschland ist nach meiner Einschätzung eine reale Gefährdung unwarscheinlicher, als dieses Vorlügen. Und wer meint, damit die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung seines von anderen als unmoralisch bewerteten Verhaltens zu vermindern, hat irgendwie auch andere Probleme. Mit diesem Konstrukt könnte man gleich allen Menschen Scheuklappen verordnen und jede Zensur vorantreiben.

Aber insgesamt ist auf Dauer ohnehin ein Umdenken unausweichlich. Kameras werden so allgegenwärtig, dass ein Auftreten in der Öffentlichkeit eben genau das wird, nur mit mehr Reichweite der Sichbarkeit als heute. Eine Verhinderung davon ist nicht ohne massive Einschränkungen der Freiheit zu erreichen. Man kann nun natürlich ganz naiv mehr Toleranz einfordern (das ist schon in sich ein Widerspruch :-) oder aktiv versuchen etwas dafür zu tun, das reale Gefährdungen abnehmen. Ich kann auch naiv: Auf dieses Gebiet könnten die Anwälte und Judikative ja mal ihre Kräfte konzentrieren.

Wie passt diese meine Einstellung nun zu meiner Ablehnung von Überwachungskameras, zumindest von ihrem intransparenten und unbegründeten Einsatz?
Ganz einfach: Der Staat sollte vom Bürger überwacht werden, und nicht seine Bürger überwachen. Der Staat sollte in wirksame Methoden und vor allem Menschen investieren, anstatt in technische Hochrüstung, die im Ernstfall erwiesenermaßen nichts bringt und vor allem zur Verfolgung unerwünschter Minderheiten mißbraucht werden kann und auch wird.

Macht mehr Fotos, laßt euch mehr fotografieren, ihr seid alle interessante Menschen!

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