Dienstag, September 12, 2006

Gedanken zum 11. September

Auch wenn für mich, als Darmstädter Bürger, der 11. September eher der Gedenktag des Bobenangriffs der Alliierten auf Darmstadt ist, bei dem 1944 ca. 20 000 Menschen um ihr Leben kamen, so hat dieser Tag für die Welt doch seit fünf Jahren eine andere Bedeutung.

Heute vor fünf Jahren schrieb ich einen Text, den ich euch nun hier in unveränderter Form präsentiere:


"Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich wirst!"
(Sprüche Salomo, Kapitel 26, Vers 4)

Nach den schrecklichen Ereignissen am 11.09.2001 in den USA wird, wie es viele schon vor mir gesagt haben, die Welt nicht mehr die gleiche sein, die sie vorher war. Die Angst vor terroristischen Anschlägen ist ungleich größer geworden und die Welt scheint näher zusammenzurücken.

Zunächst möchte ich mein Beileid allen Hinterbliebenen ausdrücken.
Es ist schrecklich jemanden so zu verlieren, und kein einziger der durch den Terroranschlag Ermordeten, deren Zahl bis heute nicht bekannt ist, hat es verdient, auf diese Weise aus dem Leben gerissen zu werden. Nichts auf der Welt kann diese schreckliche Tat begründen oder auch nur in Ansätzen wiedergutmachen.

Es ist ein gewisser Trost zu sehen, wie die Solidarität der Menschen zu den Überlebenden und Hinterbliebenen wächst.
Doch was ist auch gewachsen? Der Haß. Georg W. Bush redete vor allem von der Rache, die Amerika für diese Greueltat üben will. Es ist natürlich verständlich, daß Gerechtigkeit geübt werden soll. Doch zu welchem Preis? So stark wie die Gefühle der Amerikaner verletzt wurden, so stark scheinen auch die Rachegelüste zu sein. Kaum ein Amerikaner würde jetzt aufschreien, wenn im Zuge der Vergeltung ein ganzes Land ausradiert werden würde, das den Attentätern Unterschlupf bot.

Was wird passieren, wenn es einen militärischen Gegenschlag geben sollte? Werden sich solche Menschen, wie die, welche zu solch einer gewissenlosen Tat bereit waren und die vor allem so fanatisch waren, daß sie sich selbst dabei mit getötet haben, durch diesen Gegenschlag einschüchtern lassen? Werden sich jene Moslems, bei denen man von Jugend an eine Art Gehirnwäsche eingesetzt hat, um sie als Selbstmordattentäter für den Jyhad auszubilden dann zum Guten bekehren lassen, wenn die USA genau so reagieren, wie sie es erwarten und ja auch den USA auch vorwerfen?

Nein. Vielmehr würde die Rache zu noch weiteren und noch schrecklicheren Taten führen. Möglicherweise ist es genau das, was die Attentäter bezwecken wollten.

Muß ich jetzt, weil ich dieses Vorgehen verurteile eine Alternative anbieten? Ich denke nicht, denn es wird mit Sicherheit zu dieser Vergeltung und in Folge dessen zu weiteren Attentaten kommen. Aber ich will es trotzdem versuchen. Man könnte mit vereinter Kraft versuchen, den oder die tatsächlichen Drahtzieher hinter dem Attentat zu suchen und vor Gericht zu stellen. Ja, dazu muß man sie dann auch bekommen, aber es kann ja wohl nicht sein, daß die sich selbst die "zivilisierte Welt" nennende nicht dazu in der Lage ist, dies ohne einen Krieg zu bewerkstelligen.

Das man mit solchen islamischen Fanatikern nicht verhandeln kann, ist mir klar, das schlage ich auch nicht vor.

Aber ich möchte noch eine Schicht tiefer anpacken. Mit all den verständlichen Forderungen nach Wiedergutmachung der USA ist eine Sache beiläufig mitgegeben worden, die kaum einer angezweifelt hat: daß es sich bei dem Terrorattentat um einen kriegerischen Akt gehandelt habe. Es handelt sich aber um eine terroristische Aktion, bei der Zivilisten Zivilisten getötet haben. Und es wird ständig von einem Angriff auf die Freiheit und die Demokratie, ja von einem Angriff auf die Zivilisation selbst gesprochen. Das ist völlig absurd, es war eindeutig ein Angriff auf Symbole der militärischen und wirtschaftlichen Macht der USA und leider auf das Leben Menschen, die wir alle betrauern.

Aber es ist kein Krieg, doch der wurde jetzt von den USA ausgerufen, um wenn nötig Staaten auszulöschen. Und zwar so lange, bis der Terrorismus aufhört. Wann wird das denn sein? Wird deswegen der Terrorismus aufhören? Was wird man fordern, wenn durch die Auslöschung der verhaßten Staaten der Terrorismus nicht aufhört?

Es wird auch der Ruf nach mehr Kontrolle laut. Die Attentate haben in der Einfachheit der Ausrüstung der Täter, nämlich einfach nur Messern, und der Alltäglichkeit der eigentlichen Waffen, nämlich zivile Flugzeuge, gezeigt, daß man mit mehr Kontrolle solche Taten nicht unbedingt verhindern kann.

Und trotzdem sind sich viele Politiker nicht zu schade, diese schreckliche Situation dafür auszunutzen, mehr Kontrolle über die Menschen zu erlangen. Es wird nach noch mehr Kontrolle und quasi totaler Überwachung gerufen. Bush senior schlug heute sogar vor, die Freiheit moderner Medien, wie dem Internet, zu überdenken, da sich dort Terroristen leicht organisieren können. Wer ist jetzt derjenige, der die Freiheit angreift?

Wenn die "zivilisierte Welt" mit den islamischen Fundamentalisten abgerechnet hat, und feststellt, daß die Welt immer noch böse ist, wem wird sie sich dann zuwenden? Wie leicht wird es dann sein, mit den dann geschaffenen Gesetzen und Mitteln sich anderer lästiger "Fundamentalisten" zu entledigen?

Ich weiß durch meinen Glauben an das Wort Gottes in der Bibel, daß solche Zeiten kommen werden, aber deswegen kann, ja ich muß sogar, gegen die Tendenzen sein, die in diese Richtung deuten.

Die Ereignisse der letzten Tage machen mir Angst, nicht nur die terroristischen Anschläge sondern vielmehr die weltweite Reaktion in Form von Wünschen nach Vergeltung und totaler Kontrolle.

Doch ich bin getrost, denn Jesus hat die Welt überwunden.
(Johannesevangelium, Kapitel 16, Vers 33)

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