Dienstag, Juli 12, 2005

Rama II

Endlich habe ich es geschafft, Rama II fertig zu lesen. Ganz klar, man sollte es nicht lesen, wenn man nicht auch Rama gelesen hat.
Zunächst mal unterscheidet es sich von dem ersten Rama Buch dadurch, das Arthur C. Clarke einen Co-Autor hat: Gentry Lee. In einem Vorwort wird erzählt, wie es dazu kam, daß Clarke, der eigentlich keinen Co-Autor dulden wollte, sich dann doch von Lee ganz einfach dazu überreden ließ, da Lee unter anderem Chef-Ingenieur des Galileo-Projektes der Nasa war. Sehr interessantes Vorwort, in dem beschrieben ist, wie die realen Ereignisse bei der Nasa seine Romane - allen voran die Odyssey Reihe - beeinflusste.
Nun zum Roman selbst. Es ist anders als das erste. Die unglaublich erfurchgebietende Stimmung bei dem ersten literarischen Betreten des riesigen ausserirdischen Raumschiffs - eher der Miniwelt - Rama will sich in dem zweiten Buch nicht so recht einstellen. Dafür sind die Charaktäre viel viel tiefer ausgearbeitet. Einen großen Teil des Buches wird darauf verwendet, diese vorzustellen und ihnen Geschichte und Tiefe zu geben, so daß ich mir zwischendurch dachte, wann fliegen sie endlich zu Rama? Aber sie tun es auch diesmal wieder. Gut beraten war er zwar, was Astrophysik angeht, aber im zweiten Buch hängt er es nicht so an die große Glocke, wie im ersten.
Ein sehr starker Unterschied ist auch seine Einstellung zur Religion oder zum Transzendenten allgemein. Während im ersten Buch eine Art Futuro-Jesus-Glaube eines der Astronauten beschrieben wird, ist in Rama II die römisch katholische Kirche voll am Zuge wird 70 Jahre nach dem ersten Rama im 22. Jahrhundert von Papst Johannes-Paul V geleitet. Einer der Astronauten ist ein strenggläubiger Katholik, für dessen Figur Clarke sich extra klerikale Beratung zukommen lies. Clarke, der selbst Atheist ist, zeigt in diesem Buch einen unglaublichen Respekt vor dem Glauben von Menschen, die es ernst meinen. Ebenso wie er die persönlichen Glaubenserlebnisse dieses Katholiken ernst nimmt und sie nie versucht gegen oder mit Wissenschaft aufzuwiegen, so nimmt er auch die Afrikanerin in ihrem Stammesglauben ernst, und beide beeinflussen maßgeblich durch ihren Glauben das Geschehen.
Dazu möchte ich einfach Clarke mit Worten zitieren, die er den Pontifex der Zukunft sagen läßt: "I can affirm that there is a category of human experience, usually called religious for lack of a better term, that exists and cannot be explained in purely rational or scientific terms." Man spürt in ganzen Buch, daß dies wohl die Überzeugung von Clarke selbst ist.
Für einen Science Fiction ungewöhnlich werden neben der eigentlichen Clarke-typischen mystischen Weltraum-Rahmenhandlung auch Themen wie Abtreibung oder Mißbrauch Minderjähriger thematisiert, einfach in der Geschichte oder durch Interaktion der Protagonisten, ohne mahnenden Zeigefinger aber auch ohne sich über die eine oder andere Position lustig zu machen. Bemerkenswert finde ich schon allein die Tatsache, daß Clarke in 200 Jahren eine gebildete Wissenschaftlerin einfach aus Respekt vor dem Leben noch Abtreibungsgegnerin sein läßt und somit nicht dem heutigen Trend nachgeht, daß dies nur eine Frage der Zeit sei, bis diese "ewig-gestrige Einstellung" Vergangenheit ist.
In der Reihe gibt es dann noch Garden of Rama und Rama Revealed, also wer mir was schenken will...

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