Samstag, Februar 05, 2005

Menschelt es auch in der Wissenschaft?

Heute möchte ich mal einen älteren Text von mir zum besten geben, den ich vor 11 Jahren kurz vor meinem Abitur geschrieben habe. Doch ich denke, er hat seither nicht an Aktualität eingebüßt.

Ich möchte Ihnen heute einmal etwas über die modernen Entwicklungen unserer Zeit erzählen.
Wir leben auf einer Erde, auf der sich die meisten Bewohner als aufgeklärt bezeichnen. Ich nehme an, daß auch Sie dieses gerne gebrauchte Wort auf sich beziehen. Unsere Wissenschaftler haben so viel geforscht und so viel Entdeckt, daß wir eine Unmenge über die Funktionen dieser Welt wissen. Menschen haben die Zusammenhänge in der Biologie untersucht und begriffen, wir sind dabei unter anderem auf viele Ursachen von Krankheiten gestoßen, und konnte sie allmählich bekämpfen. Wir haben die Gesetze der Mechanik, die uns schon immer dienten, genau erforscht, ihre Grundlage festgestellt und gelernt, sie noch besser für uns zu nutzen. Ja, wir wissen sogar viel über die Himmelsmechanik, zumindest einige von uns. Das hat zwar lange gedauert und war ein schwieriger Weg, aber wo ein Wille ist... . Das geht so weit, das der Mensch in der Lage ist, einige seiner Artgenossen auf dem Mond landen zu lassen, das ist eine absolut große Leistung, vielleicht das bewundernswerteste, was der Mensch auf die Beine gestellt hat.
Als die ganze Funktion der Mechanik bekannt war, glaubte man zuerst, alles wäre damit zu erklären und somit vorausberechenbar. Aber einige sehr intelligente Menschen entdeckten, daß dem gar nicht so war, und es begann wirklich kompliziert zu werden. Man redet von der Relativitätstheorie, der Quantentheorie und ähnlichen Dingen. Die meisten verstehen gar nicht, worum es dabei geht. Aber aufgeklärte Menschen wie Sie wissen, daß es so etwas gibt, und daß manche Menschen etwas davon verstehen. Diese Menschen haben ganz tolle Computer, und die werden schon wissen, wie diese Welt nun genau funktioniert. Diese Menschen veröffentlichen auch ab und zu Ergebnisse von wissenschaftlichen Arbeiten, auch wenn Sie da nicht alles verstehen, glauben Sie gerne, was Ihnen da gesagt wird. Sehen Sie nicht die Gefahr die dahinter steckt?
Jemand der sich Ihnen als Fachmann für dies oder jenes vorstellt, kompliziert und fast unverständlich redet, und dies mit möglichst vielen Fremdworten, wird schon recht haben, mit dem, was er erklärt, schließlich hat er die Sache ja studiert und erforscht. Ist Ihnen klar, daß er Ihnen die größten Lügen auftischen kann? Sie können seine Arbeit wohl kaum nachverfolgen und verstehen. "Aber er ist doch Wissenschaftler! Er wird mich doch nicht anlügen!" werden Sie jetzt sagen.
Sehen Sie doch mal in die heutige Wirtschaft. Jeder versucht seine Konkurrenten aus dem Markt zu drängen und selbst das größte Stück vom Kuchen zu bekommen. Ein heutiger Geschäftsmann schreckt dabei auch kaum vor Betrug und Lügen zurück. Es läuft einfach besser, wenn man beispielsweise weniger Steuern bezahlt als man muß. Es muß ja gar nicht illegal sein, man kann dem Kunden zum Beispiel vorlügen, genau dieses Produkt sei das allerbeste, dann werden es vielleicht ein paar mehr kaufen. Sie können sich sicher sehr gut vorstellen, daß es so ist. Haben Sie nicht selbst schon mal ein wundervoll beworbenes Produkt erstanden, und die Enttäuschung erlebt, daß es gar nicht so perfekt war?
Warum sollte es in der Wissenschaft also anders aussehen als in der Wirtschaft? Dort arbeiten auch nur Menschen, die die selben Fehler und Bedürfnisse haben wie jene in der Wirtschaft.
Wenn ein Wissenschaftler also eine revolutionäre Entdeckung macht, verdient er durch die Veröffentlichung Geld und Ansehen. Dies bekommt er auch, wenn das Ergebnis gar nicht stimmt, es darf nur keiner merken. Können Sie das nachprüfen?
Aber alles das, was die Wissenschaftler herausbekommen, sollte sich zu einem einheitlichen Bild unserer Erde zusammenfügen, in der alles stimmt und vom Menschen messbar und kontrollierbar ist.
In dieser Welt, die uns von sämtlichen Medien vorgestellt wird, ist kein Platz für einen Gott, den man noch nicht einmal mit der Raumfahrt, der Computertechnologie und der Relativitätstheorie entdecken oder erklären kann.
Das ist schade, weil er diese Welt doch erschaffen hat.

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Comments:
Hallo Jo,

ein schöner Text, dem man aber fast den Vorwurf machen könnte, den Du dem "Herr der Fliegen" machst: Hatte der Autor am Ende keinen Bock mehr, seinen guten Stil und seine Tiefe beizubehalten?
Denn jetzt könnte eigentlich noch der Bogen kommen, was für die Existenz Gottes spricht, gerade auch in einer begreifbaren Welt und in dem, was wir schon begriffen haben und dem, was wir noch nicht begriffen haben.

Außerdem dürfte auch in dem vorhandenen Textteil noch erwähnt werden, dass Wissenschaftler nicht nur durch vorsätzliche Lügen fehlinformieren, sondern ebenso wie Nicht-Atheisten möglicherweise eine ideologische Vorprägung mitbringen, die sie bei all ihren Interpretationen der Wirklichkeit beeinflusst.

Und dass evtl. vielfach den Journalisten und dem gemeinen Volk (weniger den Wissenschaftlern) nicht klar genug ist, dass es oft nur um Theorien und nicht immer um Tatsachen geht.
 
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